Dienstag, 16. Februar 2016

Richard Dawkins, seine Fans und die Kirche von England

Er ist kein unbekannter Mann. Richard Dawkins ist ein streitbarer und streitlustiger Vertreter der atheistischen Fraktion, die nicht nur nicht an Gott glaubt, sondern seine Existenz lautstark und bei
allen sich bietenden Gelegenheiten anzweifelt, ja anficht.
Das ist sein Recht, und man muss es ihm lassen, er macht dies eloquent und oftmals unterhaltsam, dementsprechend sind seine Bücher Bestseller, seine Auftritte und öffentlichen Debatten (etwas, das es bei uns so kaum gibt) immer ausverkauft. Und 2012 gab er in einer Debatte zu, dass es sich auch bei seiner Sicht um "Glauben" handelte - er könne sich nicht sicher, sein dass es keinen Gott gäbe.
Also kein unversöhnlicher Gegner der Religion, lediglich ein Andersglaubender.
Umso schlimmer traf Anfang Februar die Nachricht, dass er einen "Stroke", einen Schlaganfall hatte.
Kurz darauf, aus dem Krankenhaus entlassen, berichtete er selbst, was passiert war, warum und wie es ihm ging. Man hört seiner Stimme an, wie mitgenommen und depremiert er ist. Die Niedergeschlagenheit resultiert aber nicht nur aus dem gesundheitlichen Umstand, sondern auch aus den Hintergründen. In der Erklärung berichtete er unter anderem, dass die Ärzte ihm mitteilten, dass der Anfall vermutlich durch Stress verursacht sei, und er solle sich von Diskursen und Auseinandersetzungen fernhalten, um diesen Stress zu vermeiden. Nicht nur, dass dies für einen Mann wie Dawkins eine unmögliche und erschreckende Forderung darstellt, er wurde sich über diese Nachricht klar, was vermutlich exakt für das Ereignis verantwortlich ist. Im Podcast nennt er es "my people" und zählt auf: Feministinnen, Atheisten, die Linksprogressiven haben sich gegen ihn gestellt. Er wurde aus einer Debatte ausgeladen, von "seinen Leuten", weil seine Sicht von ihrer Unterschied. Dies hatte ihn maßlos aufgeregt, erschreckt und ins Zweifeln gebracht.

So weit, so wenig Nachrichtenwert, denn immerhin ist dies ein persönlicher Erfahrungswert und lediglich meine Genesungswünsche, die ich hiermit zum Ausdruck bringen möchte, würden dies rechtfertigen.

Aber was folgte, war eine Posse, die zur kürzlich gelaufenen "Keine christliche Werbung in englischen Kinos - aber atheistisch, buddhistisch, hinduistisch und islamisch ist ok" paßt. Im Twitteraccount der Church of England wurde ihm gute Besserung gewünscht, indem geäußert wurde, man bete für ihn und seine Familie. Liebe Deine Gegner.
Was folgte war ein "Shitstorm". Der Kirche wurde wahlweise "Trolling" (eine Form von provozierendem Stalking im Internet), Zynismus oder Ignoranz vorgeworfen, indem sie die Gebete entweder nicht ernst meine oder die Einstellung Dawkins ignoriere. Auch die Beteuerungen der Kirche, es lediglich gut gemeint zu haben. halfen nicht. Dawkin-Fans, solche die Behaupten es zu sein und auch Dawkins-Gegner unter den Atheisten ziehen vom Leder, dass es kracht und reißt.

Dawkins selbst hat sich m.W. noch nicht geäußert. Es ist aber erstaunlich, dass Todesdrohungen anderer Religionen längst nicht mehr so ein Aufhebens verursachen, wie die einfache Aussage: ich bete zu meinem Gott, an den Du nicht glaubst, für Deine Genesung.




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