Montag, 15. Februar 2016

Calais und seine Flüchtlinge

Calais war schon oft ein Spiegel für die Geschehnisse seiner Zeit. So auch derzeit. Nahe Calais haben illegale Migranten, die sich durch den Eurotunnel einen Weg nach England in dessen Sicherheit und Sozialsysteme erhoffen, ein Lager errichtet, das sie "Jungle" nennen, mitunter auch "New Jungle". Die Berichte darüber haben im Sommer noch die Titelseiten belegt, ebenso wie die spektakulären Versuche auf LKWs zu klettern oder zu Fuß durch den engen Tunnel zu laufen. Daraus resultierten natürlich verstärkte Kontrollen und immer wieder mussten Hundertschaften der Polizei eingreifen.
Im Januar versuchten dann einige "Flüchtlinge" sich mit Gewalt Zugang zu einer Fähre zu verschaffen.

Karte der Region. Quelle: TheGuardian
Diejenigen, die scheiterten kehrten am Abend frustriert in ihre nach Ethnien unterteilten Ecken im Lager zurück - und mussten durch Teile Calais.
Dabei  machten sie sich dann Luft, demolierten Autos, versuchten in Häuser einzudringen, bedrohten die Bewohner.


(Wie immer, sollte jemand Sprachprobleme haben, bitte melden)
Dazu kommt, dass die Touristen ausbleiben. Die Regulären aufgrund der Situation, die englischen Einkäufer aufgrund der gesunkenen preislichen Vorteile beim Shopping in Frankreich. Darüber müssen nun Läden, ja sogar Einkaufsmärkte großer Ketten schließen. Der Tod der Region rückt näher.

Und es geht auch in und um den "Jungle" nicht friedlich zu. Die Ethnien liegen z.T. im Clinch miteinander, Gewalt, Brandstiftung, Diebstahl und Übergriffe aller Art sind verbreitet. Reporter wurden vor laufender Kamera mit vorgehaltenem Messer beraubt.
Im Laufe des Novembers wurden immer wieder Polizeibeamte verletzt, bis sie im Dezember anfingen, gezielte Razzien und Festnahmen durchzuführen.
All dies führt zu dem, was die Bewohnerin im Video ausdrückt. Sie sind verzweifelt, fühlen sich allein gelassen und ausgeliefert. Die Beamten sind frustriert, fühlen sich verheizt.
Darauf aufbauend, nicht als Entschuldigung, aber zur Erklärung kommen nun Berichte der freiwilligen Helfer und von Ärzte ohne Grenzen, die von Gewalt gegen Bewohner des Camps berichten, von z.T. Uniformierten Gruppen, die Migranten abholen würden, um sie außerhalb des Lagers schwer zu misshandeln. Sogar von Messerstichen ist die Rede.
Ich hege keinen Zweifel daran, dass es Gewalt dieser Art gibt - was die Menge und Schwere der Angriffe angeht aber sehr wohl. So berichten die Helfer von ca. 50 Verletzten - während die inneren Streitigkeiten angeblich keine Verletzten mehr produzieren würden...
Währenddessen haben die angeblich untätigen Polizisten sieben Männer festgenommen, die sie rassistisch motivierter Übergriffe verdächtigen. 
Diese Nachrichten sind natürlich für unsere Medienschaffenden und "Hilfsbereiten" gute Nachrichten, denn "ihre Opfer" werden darin zu "Opfern der Anderen". Da muss man sich dann nicht mit der Situation vor Ort auseinander setzen. Und kann die nun anstehende Räumung des Lagers kritisieren - ganz gleich wie illegal die ganze Sache von Anfang an war.

Und so ist Calais Europa im Kleinen. Illegal Eingereiste werden von Menschen, die es entweder gut meinen oder sich selbst gut fühlen wollen, hofiert, beschützt, geschult und gedrillt, während sie selbst ihre Ziele mit allen Mitteln durchzusetzen gedenken und dabei eine ganze Stadt terrorisieren und zugrunde richten. Für Rassisten und Fremdenhasser ein Grund oder eine Entschuldigung, für viele andere ein Schock und eine reale Bedrohung. Es folgen neben vehementen aber diffamierten oder ignorierten Protesten Übergriffe ohne jede Differenzierung. Der Staat steht daneben und sieht zu, die Individuen machtlos, der Staat willenlos. Als er endlich eingreift wenden sich besagte "Helfer" und die Medien sofort gegen ihn.

Es ist eine verzwickte Situation und nicht leicht zu lösen, wollen wir menschlich, christlich aggieren. Das gilt aber in beide Richtungen. Die Augen vor den Problemen, die jene Menschen bei der Durchsetzung ihres Willens verursachen, dem Leid das sie sich in erster Linie selbst aber eben auch anderen zufügen zu verschließen und mit dem Finger nur auf die Bewohner zu zeigen wird die Situation nur weiter und weiter eskalieren lassen.

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