Freitag, 5. Februar 2016

Begrifferaten

Flüchtling. Asylant. Asylsuchender. Nordafrikaner. Südländer. Schwarzhaariger. Junger Mann. Migrant. Schutzsuchender. Notleidender. Einwanderer. Kriegsflüchtling. Refugee. Neubürger.
Das Offensichtliche als Slogan...
Diese und viele Begriffe mehr werden dieser Tage genutzt, um zu unterscheiden, was noch vor etwas mehr als einem Monat insgesamt unter "Flüchtling" fiel.
Flüchtling, so sollte die Interpretation lauten, sind eigentlich alle. Also Menschen, denen Tod, Haft oder gesundheitliche Folgen angedroht werden. Da denkt man an politische, soziale oder religiöse Verfolgung. Aber natürlich auch Menschen, deren Heimat durch den Zusammenbruch der Gesellschaft lebensbedrohlich wurde. In der Art von marodierenden Banden und Warlords. Und nicht zuletzt Menschen aus Ländern, die durch Bürgerkrieg und Krieg zerrissen und zerstört sind.
Neu ist dann die Argumentationslinie, dass Menschen auch vor Armut fliehen. So wurde auf den Hinweis, dass die Mehrheit der "Refugees" ja vor gar nichts fliehe nicht nur mit dem üblichen, völlig neben der Argumentation vorbeischreiendem "Kein Mensch ist illegal" (sehr oft gehalten von Personen die pro Abtreibung sind - und dies meist ohne Gedanken über Entwicklungsstadien), sondern auch mit "vor Armut und Hunger zu fliehen ist ein Grundrecht" geantwortet.
Und wer arm ist, das bestimmen diejenigen, die am offensten sind für Neuankömmlinge. Und diese verlassen sich auf das Urteil derjenigen, die da ankommen - kurzum, alle hier Ankommenden sind eigentlich Flüchtlinge.

Gewesen.

Denn die tonangebenden Medien sahen sich nach der Silvesternacht, in der es in 12 Bundesländern und dutzenden von Städten zu sexueller Belästigung, Vergewaltigung und Raubdelikten kam zu einer weiteren Differenzierung gezwungen, die vordem erst unterhalb dieser Kategorisierung, dieser Pauschalisierung zulässig war. Dann wurde erst von "Nordafrikanern und Arabern" gesprochen - eine Unterscheidung, die sich ziemlich schwer erklären lassen dürfte, sind doch die meisten Nordafrikaner Araber oder die mit ihnen eng verwandten Mauren und Berber.
Flüchtlinge waren, vom Moment der Bekanntmachung auf Weisung der Bürgermeisterin Reker, auf keinen Fall beteiligt. Denn Flüchtlinge, dass waren ab diesem Zeitpunkt auch nur diejenigen, die in 2015 kamen und in den Flüchtlingsunterkünften untergebracht waren.
Asylsuchende - also Menschen, die vor Verfolgung oder Krieg in unserem Land einen sicheren Hafen suchten, die vorher hier ankamen waren nunmehr davon ausgenommen. Und Nordafrikaner ebenfalls. Von Marokko bis Ägypten - plötzlich scheint die Welt dort voller Sonnenschein und tollen Verhältnissen, also fast wie die Utopie des arabischen Frühlings.
Darum kein Vergleich mit Syrern und Irakern oder Afghanen, die ja wirklich aus den kriegsgebeutelten Zonen dieser Welt kommen, wenn man unsere moralischen Imperativen so hört.
Warteraum Registrierung - immerhin ein paar Familien
Das der IS dabei den Süden des Irak bislang durch Anschläge in Unruhe versetzt, aber nicht durch Invasionen, dass Obama die irakische Armee im Süden und die Milizen im Norden des Landes als Verbündete im Kampf gegen den IS bezeichnet, die Sicherung der nördlichen Enklaven durchaus möglich wären, wenn auf die Türkei mehr Druck ausgeübt würde oder die Großmächte Russland und USA sich zu koordiniertem Eingreifen bringen ließen - kein Thema.
Auch, dass es in Afghanistan an den jungen Männern ist, den Taliban bei ihrer Rückeroberung mit Mut und Kampfstärke entgegen zu treten, statt überzulaufen oder zu fliehen. So wird Afghanistan nur wieder zu dem, was es vor der Invasion schon war.
Gleiches gilt in Syrien. Solange die sogenannten Rebellen und der mörderische Diktator Assad ihren unseeligen Kampf nicht zurückstellen oder endgültig entscheiden, solange wird der IS von (geographisch) westlicher Seite keinen Gegner zu fürchten haben.
Vor einer Erstaufnahmestelle - Familien sind Ausnahmen
Die Flucht der jungen Männer, und solche sind es entgegen aller Behauptungen immer noch
meistens, ist also genau das Gegenteil von Menschlichkeit. Es ist ein Fluch für die Länder. Spätestens wenn doch irgendwie Frieden einzieht werden die Arbeitskräfte ebenso schmerzlich fehlen, wie die Ernährer der Familie in einem patriarchalen Land.




 

Offene Fragen die kein Journalist und kein "Helfer" stellen will

Auf die Hintergründe angesprochen wird ohnehin keine Frage so wirklich beantwortet. Wieso "fliehen" vor allem junge Männer? Wo sind ihre Familien untergebracht? Wieso fliehen sie wochen- und monatelang, nehmen z.T. gefährliche Bootspassagen in Kauf statt den sicheren Landweg zu wählen oder statt nahe ihrem Land zu bleiben und dort für sich und ihre Familien zu sorgen. Nachdem ihnen keine Kugeln um die Ohren pfeiffen und ein Knall höchstwahrscheinlich nicht von einer Autobombe stammt würde man meinen, beendete man seine kopflose Flucht und die Strapazen zugunsten eines Neuanfanges.
Wieso fliehen die Menschen nicht von Syrien mit dem Boot? Immerhin hat auch dieses Land eine Küste. Oder vom Süden der Türkei, dem nächstgelegenen Streifen Sicherheit, statt sich erst durch dieses sichere Land zu begeben?
Besetzen das Schiff ihrer Retter - Flüchtlinge aus Syrien
Warum weigerten sich gerettete Flüchtlinge 2014 das Kreuzfahrtschiff, welches sie vor dem Ertrinken gerettet hatte zu verlassen, nachdem dieses für sie extra einen außerplanmäßigen Stop in Griechenland einlegte? Nunja, diese Frage haben betreffende "Flüchtlinge" selbst beantwortet: sie wollten nicht nach Griechenland, sondern so nah wie möglich an Zentraleuropa. Also Norditalien
oder Spanien.




Flucht in der Geschichte

Flucht ist kein neues Phänomen. Menschen sind seit den ersten erhaltenen Schriften als Flüchtlinge bekannt. Homers Ilias und die daran anknüpfende Odyssee sind nicht nur mit die ältesten schriftlichen Werke Europas sondern auch das genau passende Beispiel für die sich darstellende Frage.
In der Ilias wird Troja belagert. Das belagernde Heer ist riesig, der Krieg währt geradezu ewig (10 Jahre liegen die Griechen bereits vor der Stadt), bevor es mit der bekannten List gelingt, die Befestigungen zu durchdringen und ein für damalige Kriege typisches Gemetzel in der Stadt anzurichten und die Überlebenden zu versklaven und zu verteilen. Klingt sehr vertraut, oder?
Der Unterschied: die Trojaner werden beschrieben als Menschen mit Mut und einem Selbstvertrauen, welches sich auf die eigene Verteidigungsfähigkeit bezieht und nicht auf das individuelle Auftreten.
Der verwundete Aeneas mit Sohn und Erscheinung
Als die Stadt fällt, gelingt einigen die Flucht, darunter Aeneas, dessen Flucht von Vergil einige Jahrhunderte später besungen wird. Dieser trug seinen Vater auf seinen Schultern, seinen Sohn an der Hand, die Hausgötter (als Statuetten) im Gepäck und das seine Frau Kreusa im Getümmel verloren ging wurde ihm nur deshalb nicht zur immerwährenden Last, weil sie ihm im Traum erschien und berichtete, von einer Göttin errettet worden zu sein und so nicht das Schicksal der übrigen
Trojanerinnen zu teilen. Sie nimmt in einer rührenden Szene Abschied. Aeneas wird zum Gründervater der Gründer Roms. Aus seinem Geschlecht erwachsen später Romulus und Remus.

Nach dem Sieg über Troja versucht einer der Helden, Odysseus, nach Hause zu seiner geliebten Frau zurück zu kehren und nimmt erneut zehn Jahre Gefahren und Abenteuer dafür auf sich, obwohl sich ihm mehrfach die Gelegenheit zur Ansiedlung in Wohlstand und Luxus anbieten. Seine Frau wartet in Treue auf ihn und erwehrt sich aufdringlicher Freier, die ihren Mann für tot halten.
Am Ende erreicht Odysseus die Heimat - allerdings allein. Alle seine Männer sind auf dem Heimweg umgekommen.

Natürlich handelt es sich um Mythologie, um Sagen. Aber sie zeigen den Anbeginn des Verständnisses von Flucht. Wann ist sie angebracht und nötig, wie läuft sie dann ab und wie steht es um Heimat, Treue und Familie. Die Familie blieb auch den Fliehenden in einer Sklavereigesellschaft das Zentrum ihres Denkens. Undenkbar, dass zehntausende sich ohne ihre Kinder und Frauen auf den Weg machten. Undenkbar, dass man einem Feind einfach so das Land, seine Besitztümer und Nachbarn überließ, solange es eine Chance gab, sich zu wehren.
Auch jene, die Flüchtende aufnahmen hatten diese Haltung im Blick. Misstrauen erweckten solche, die man der Feigheit verdächtigen musste. Was für Bürger sollten diese werden, waren sie ja nicht mal in ihrer Heimat bereit gewesen, für dessen Verteidigung aktiv zu werden. Wie sollte man sich da ihrer Loyaltät und der Ergebenheit gegenüber der Gemeinschaft, den Gesetzen und Kulten sicher sein?



Die deutsche Flüchtlingsgeschichte

Aber so wird Geschichte ja nicht genutzt. Viel oberflächlicher und natürlich viel naheliegendere Beispiele werden da aufgegriffen. Vor allem natürlich die üblen 12 Jahre und ihr Nachspiel. Die vertriebenen Intellektuellen, die gejagten Juden, die verfehmten Andersdenkenden in den frühen Jahren und schließlich die Ostdeutschen, Ungarn, Rumänen und Kollaborateure, welche aus Polen, Böhmen, der Tschechei vor der Roten Armee reißaus nahmen.
Wie diese Schicksale gerade uns verpflichteten, als Deutsche, mit offenen Armen zu empfangen.
Dies ist ein unbezahlter Blog, und leider eignet er sich nicht, noch kann ich so viel Zeit in einen einzelnen Beitrag stecken, dass ich hier jetzt in ganzer Breite auf die Situation, die Vertriebenen und Fliehenden der Jahre 1944 bis 49 eingehen kann. Es ist aber nicht schwer, sich darüber Wissen anzueigenen. Die Zahl der publizierten Biographien, Tagebücher und Berichte ist riesig und selbst Massenmedien berichteten bis vor wenigen Jahren zwar verantwortungsrelativierend aber detailliert. Ebenso sind ganze Archive an Bildern vorhanden und z.T. digitalisiert. Eine recht ergiebige Quelle ist das Lastenausgleichsarchiv des Bundes.
Nachlesen lässt sich darin, welche Zustände herrschten.


Wie immer an solcher Stelle: das Folgende ist keine Relativierung der Verbrechen durch Wehrmacht, SS, und allgemein das Deutsche Reich, seine Bewohner und Stellen. Die verlinkten Seiten enthalten nicht zwangsläufig Stellungsnahmen die mit meiner Meinung übereinstimmen.
 
Wovor die Menschen flohen war handfest. Rache der einheimischen Bevölkerung in besetzten Gebieten - auch wenn sie dort schon vor dem Krieg lebten oder selbst Ungarn und Rumänen waren. Sie flohen vor den Sowjets, die dokumentiert Massenvergewaltigung und Massenmord begingen. Niemand konnte in den Ostprovinzen sicher sein, nicht einfach totgeschlagen und zum vermodern in einen Graben geworfen zu werden. Nemmersdorf ist eines der bekanntesten Schicksale. Solche Taten sind heute viele bekannt, die Tschechei kämpft seit Jahren mit der Aufarbeitung - u.a. weil mittlerweile viele Beweise veröffentlicht wurden, wie dieses Video, welches sogar die Bildzeitung brachte und sich nur starke Gemüter ansehen sollten.
Hier handelte es sich nicht um Menschen, die erst ein paar Monate oder Jahre unter fremder Herrschaft lebten und dann wegen eines realen oder inszenierten Vorwurfes bestraft wurden. Das waren Massaker an Menschen, weil sie Deutsche waren oder man ihnen Zusammenarbeit vorwarf. Wie im Video gesagt wurde auch mancher ermordet, der zwar Ausländer aber weder Deutscher noch Nazi war - aber diese Unterscheidung im Blutrausch gar keine Rolle mehr spielte.
Wer sich (zu Recht) über die Vorgänge und Taten im Islamischen Staat in Syrien und Irak hilflos und entsetzt fühlt, der sollte sich vor Augen führen, dass bei aller Grausamkeit und allem Schrecken die Dimension im Vergleich zu dem, was 44 bis 49 passierte nicht mal ein winziger Teil ist.

Auf welche Weise und wohin die Menschen flohen lässt sich bestenfalls begrenzt mit den Bootsflüchtlingen vergleichen. Anders als aus Nordafrika, Mazedonien, dem Balkan, Albanien oder eben vielen (nicht allen!) aus Syrien und Irak flohen die Menschen. Wer hatte, spannte einen Wagen ein, belud ihn mit dem wichtigsten und wertvollsten - vor allem aber der Familie bis zum Großmütterchen, und suchte Zuflucht im Westen.
Dabei wurde man permanent Opfer von Gewalt. Vornehmlich durch Truppen des Gegners, aber auch durch Räuber, die sich an wie mitunter auch eigene Soldaten, an den Fliehenden bereicherten oder schadlos hielten. Die Menschen flohen über zugefrorene Seen, wissend, dass Tiefflieger jederzeit über sie kommen konnten und die Eisfläche zerstörten, sie zum Tod in eisigen Wassern verdammten.

Eine Ostpreußin schildert ihre Flucht:"Erst in letzter Minute bekamen wir Nachricht, dass wir fliehen mussten. Vater bekam eine Panzerfaust in die Hand gedrückt, dann sahen wir ihn nie wieder. Mutter und ich waren mit den kleinen Kindern allein. Tag und Nacht ging die Fahrt. Sie hatten unsgesagt, über das Eis ginge es schneller. Am dritten Tage lag die ungeheuere Fläche des Frischen Haffs vor uns. Wir hörten die feindlichen Jäger von weitem und waren ihnen hilflos ausgeliefert. Der dunkle Treck auf dem hellen Eis war für sie ein Scheibenschießen. Die Szenen, die sich dabei abspielten, sind nicht zu schildern. Ein ungeheueres Durcheinander, Todesschreie von Menschen und Vieh, in Brand geschossene Wagen, von Splitterbomben geborstenes Eis, eingebrochene und verwundete Pferde. Ich hieb auf meine Pferde ein, bis ihre Rücken blutig waren, und es half. Doch als wir uns von dem Überstandenen erholt hatten, kam das größere Unheil. Denen, die es sahen, versagte die Stimme. Wir fuhren in vier bis sechs Reihen nebeneinander, und dann versanken plötzlich hinter uns und neben uns die Wagen; ohne Schrei, völlig ohne Krachen und Bersten, als nähme eine unsichtbare Hand sie weg. Diejenigen, die durchkamen, hatten verzerrte Gesichter, die niemand mehr kannte."


Andere bestiegen Boote und Schiffe in Zahlen, welche diese gnadenlos überlasteten, um dann in der erbarmungslosen Ostsee von U-Booten, Flugzeugen, Kriegsschiffen und dem Wetter gehetzt zu werden. Das bekannteste Beispiel dürfte hier die Wilhelm Gustloff sein.
Dabei waren ihre Fluchtwege nicht ewig lang. Meist hieß es, der Front hinterher, hauptsache auf Boden hinter den deutschen Linien. Es gab keinen anderen Ort, an den man konnte. Die neutrale Schweiz war dicht - von beiden Grenzseiten aus. Alles andere war Feindesland oder noch von den eigenen Leuten besetzt. Die Flucht über den Atlantik war aussichtslos, zum Mittelmeer schaffte man es nicht. Es blieb nur das Reichsgebiet. Oder dort bleiben wo man war.
Viele hofften, von den Westalliierten besser behandelt zu werden, und flohen daher in deren Richtung. In Stuttgart, Pforzheim und Freudenstadt finden Verbrechen statt, die angesichts dieser Hoffnung wie Hohn erscheinen. Stuttgarter Ärzte notieren ihre Eindrücke in Tagebüchern und Patientenakten - viele davon können nicht glauben, was da passiert. In Freudenstadt werden die Frauen ausgerechnet marokkanischen Truppen tagelang ausgeliefert. Ein Zeitzeuge zieht den Vergleich zu antiken Plünderungen.



Wie wurden diese Menschen behandelt?
Vor allem ist es mir wichtig festzuhalten, dass ihre Schicksale in den letzten Jahrzehnten der Republik und gerade von jenen, die heute so vehement "offene Arme" für die "armen Flüchtlinge" einfordern verleugnet wurden und jeder Interessensvertreter in den Ruch des Rechtsradikalismus, des Nationalismus und anderer schlimmen -ismen gestellt wurde. Die AntiFa ergeht sich bis heute in Loblieder auf die Täter an ihnen und bringt nicht einen Funken Menschlichkeit auf. Heute sind die meisten Opfer der damaligen Zeit nicht mehr, aber vor zwei Jahrzehnten sah dies anders aus - nicht aber die Haltung der Linken und der AntiFa.
Eines der prominentesten Opfer war wohl Hannelore Kohl, die Ehefrau von Kanzler Kohl, welche am Ende ihren Depressionen durch Selbstmord zu entfliehen suchte.
Die hunderttausenden Vergewaltigungen (nicht nur an den Vertriebenen sondern auch an unzählbaren Frauen, Mädchen und Kindern in Städten der späteren BRD und DDR) wurden totgeschwiegen. Niemand half den Opfern, die Täter wurden nicht gesucht und bestraft, bis auf wenige Ausnahmen. Auch kein Aufschrei der internationalen Gemeinschaft, keine Ächtung, keine tatenlosen Empörungswellen der Medien. Schweigen, vertuschen und später relativieren, rechtfertigen.

Was aber mit den Überlebenden geschieht ist ebenfalls kein Ruhmesblatt - kann aber mit der heutigen Zeit nicht verglichen werden, obwohl genau das versucht wird. Deutschland lag am Boden. Infrastruktur, Städte, Industrie, Landwirtschaft und Verwaltung ausgelaugt, zerbombt, zerstört, zerschlagen und abtransportiert. Die wehrtauglichen Männer, zugleich die Arbeitskraft, in Kriegsgefangenschaft, tot oder verletzt an Leib und Seele und verkrüppelt. Wohnraum war knapp, Heizmaterial schwer zu bekommen ("Kohle bunkern") und essen musste gesucht und erhandelt werden. 1946/47 und 1948 brachen dann noch sogenannte "Hungerwinter" über Europa herein. In Deutschland starben geschätzt zwei Millionen Menschen direkt oder an den Folgen des Winters.
In dieser Situation versuchten die Alliierten und die provisorischen Regierungen bzw. Verwaltungen die Flüchtlinge wie die Bevölkerung unterzubringen und zu versorgen. In dieser Notlage wurden die "Fremden" als zusätzliche Belastung empfunden. Viele berichten von Hass, Beschimpfungen und Gewalt, von Missgunst und einer "wir zuerst" Mentalität. Es gibt auch andere Berichte von Mitgefühl und Hilfsbereitschaft - aber eine gute Tat kann schwerlich eine böse aufwiegen.
Es gibt aber keinen Weg aus dieser Situation. Deutsche aufzunehmen ist so kurz nach dem Krieg, den Besatzungen und den damit verbundenen Grausamkeiten der deutschen Besatzer nicht denkbar. Nazigrößen fliehen nach Südamerika, sie bringen aber Devisen und Verbindungen mit, welche diese Länder gerne sehen. Manch einer, der es sich trotz des Krieges und der Zahlungen bzw. Plünderungen leisten kann, folgt. Die absolute Mehrheit aber muss ausharren, die Trümmer beseitigen und den Wiederaufbau beginnen. Dabei bleiben sie aber, den USA sei Dank, nicht allein. Großzügige Geldanleihen und Förderprogramme, auch manche Spende aus den USA und sogar England erreicht im Laufe der Nachkriegsjahre die Bevölkerung.  So großzügig und hilfreich dies ist - es fordert Eigeninitiative und Wille. Ein Wohnungsbauprogramm, bei dem die Flüchtlinge und Heimatlosen selbst mit anpacken ist ein Beispiel dafür. Es werden nicht Jahr für Jahr Millionen (in heutigen Verhältnissen Milliarden) verpulvert.


Die polnische und französische Geschichte

Eine Mahnung sollte das Schicksal, der Mut und die Initiative der Polen sein. Ich bin nun wahrlich kein Freund der Guerillakriegsführung und sehe in den Widerständlern angesichts zahlreicher Verbrechen und den Racheakten keineswegs nur Helden - aber nach der militärischen Niederlage fliehen Polen und Franzosen nicht in die Staaten, die ihnen die besten Perspektiven bieten, sondern dorthin, wo sie den Kampf weiterführen können und jene unterstützen können, die aktiv am Krieg teilnehmen. Dies sind vor allem England und die Sowjetunion - je nach politischer Ausrichtung oder der reinen Möglichkeit der Fliehenden. Polen, Tschechen und Franzosen bilden im Ausland eigene Einheiten aus, erhalten Waffen und Lehrer. Besonders die Exilpolen erkämpfen sich durch die Teilnahme an der Luftschlacht um England wie auch an der missglückten Luftlandeoperation um Arnheim einen Platz in der Geschichte. Auch der Warschauer Aufstand 1944, angesichts der vor den Toren stehenden russischen Armee ein lange ersehnter Versuch sich selbst zu befreien, ist hier dringend als Vergleich geboten. Dazu gleich noch mehr.
Der tschechische Präsident Zeman hat in seiner Weihnachtsbotschaft ausdrücklich auf dieses Missverhältniss hingewiesen, statt lediglich mit Phrasen um sich zu werfen.
Die Résistance wie verschiedene Gruppierungen auf dem Balkan haben viele jahrelang im Rahmen des ihnen Möglichen unter großem Einsatz und Verlusten gekämpft und sehr häufig vergleichen sich zu Unrecht Hamas und Hisbollah mit diesen Widerständlern. Der Orient ist also durchaus vertraut mit dieser Denk- und Kampfweise.

Das für mich eindrucksvollste Beispiel ist aber der bereits erwähnte Aufstand in Warschau. Schon zuvor hatten die Menschen erleben müssen, mit welcher Macht und Gewalt die deutschen Besatzer auf den Ghettoaufstand in ihrer Stadt reagierten, als die völlig ausgemergelten, unterversorgten Juden beschlossen, um ihr Leben zu kämpfen, da sie nichts mehr zu verlieren hatten (wer immer Gaza mit Warschau vergleicht, der soll bitte den Bildband "A day in Warsaw Ghetto - a birthday trip to hell" durchsehen). Der Aufstand endete in einem Blutbad und einer Trümmerlandschaft. Mit aller Härte hatte das deutsche Militär reagiert und den Aufstand niedergeschlagen - und nebenbei alle ermordet, die ihnen in die Finger kamen.
Ein Jahr später wagte nun, angesichts der anrückenden vermeintlichen Hilfe von Außen, die polnische Bevölkerung trotzdem das Gleiche. Die Bevölkerung. Frauen und Jugendliche zusammen mit Männern jeden Alters. Die Waffen waren entweder selbst hergestellt, eingeschmuggelt oder Beutegut von ermordeten oder besiegten deutschen Soldaten. Es gibt eine große Zahl an Bildern und Videos davon.
Die Menschen kämpften um ihr Leben, ihre Stadt, ihre Freiheit. Und verloren nach langem und hartem Kampf. Denn die Sowjets waren stehen geblieben, verweigerten die Hilfe und befahlen auch den polnischen Divisionen in ihren Verbänden nichts zu unternehmen.
Die Aufständischen kämpften tapfer. Der deutsche Kommandeur, der schließlich ihre Kapitulation entgegen nahm vermerkte in seinem Schreiben, dass die Polen wortwörtlich bis zur allerletzten Patrone gekämpft hatten.
Aus militärischer Sicht war es zwar eine Niederlage, aber für die Sowjets, die gar nicht beteiligt waren, eine große Hilfe. Denn auch die deutschen Truppen hatten schwere Verluste, die ihnen an der Front fehlten. Dies tröst natürlich nicht über die Toten Menschen, die schweren Verluste unter den Zivilisten der Stadt hinweg und auch nicht über die nicht errungene Freiheit der Polen, die später under sowjetischer Herrschaft leiden mussten. Aber es zeigt, dass solche Kämpfe nicht aussichtslos sind.


Diese Menschen, sei es die Flüchtlinge, die vor den Nazis gezwungen oder in "freiwilliger" Flucht ihre Heimat verließen und andernorts neu anfangen mussten, seien es die Vertriebenen aus dem Osten in den späten Kriegsjahren oder seien es die Widerständler aus den deutsch besetzten Gebieten, die ihre Heimat und Familien verließen um sie zurückzuerobern und zu befreien, mit jenen zu vergleichen, die hierher kommen um noch die helfenden Hände anzuzeigen, weil unsere Bürokratie angesichts dieser Völkerwanderung völlig überfordert ist und langsam arbeitet, mit jenen, die mehrheitlich nicht vor Krieg und Verfolgung fliehen sondern schlicht einer Armut, die sie nicht mit dem Hungertod sondern mit einem veralteten Handy bedroht, jene Menschen, die oft genug vor Kriegsdienst und dem Kampf für oder gegen verbrecherische Gruppen entkommen wollen und dafür ihre Familien zurücklassen.

Man verstehe mich bitte nicht anders, als ich es meine. Unter den Flüchtlingen sind sicher auch Menschen, die wirklich vor Krieg und Gewalt fliehen und die Asyl verdienen. Da stimme ich völlig zu und sehe es als unsere Pflicht. Aber der Vergleich mit jenen Menschen von damals verbietet sich auch für diese und alle ankommenden mit diesen in einen Topf zu werfen ist ebenso eine Pauschalisierung, wie sie alle mit den Vergewaltigern und Kinderschändern aus ihren Reihen gleich zu setzen.
Meinen Respekt haben jene asyrischen Christen, jene Kurden und die vielen anderen Gruppen, die sich der Verteidigung ihrer Heimat, ihrer Familien und ihres Hab und Gutes stellen.
Das ist eine enorme Leistung, von der ich hoffe, dass ich dazu auch in der Lage wäre, aber keineswegs behaupten will, dass ich es könnte. Vielleicht würde ich auch mein Heil in der Flucht suchen - aber dann wäre der nächste sichere Ort / Staat mein Ziel und meine Familie würde ich weder alleine lassen noch einer Gefahr aussetzen, wenn es Alternativen gäbe.
Warum dies bei anderen nicht so läuft wäre die Frage, die sich mir am dringendsten stellt.


"Wir sind die Guten" - oder glauben es.
 Mit narzistischem "wir sind die Guten und wir sind menschlich - Refugees Welcome, keine Stimme der Nazi-AfD" Gehabe werden wir die entstandenen Probleme nur eine kleine Weile kaschieren können.
Gewalt in Lagern und Aufnahmeeinrichtungen.
Frustration der Bevölkerung über falsch verstandene Toleranz und Hilflosigkeit gegenüber kriminellen Einwanderern.
Einwanderung islamistischer Terrorzellen.
Schmuggel und Menschenhandel.
Unregistrierte Einwanderung.
Ausbeutung und Überlstung der Sozialsysteme.
Unwürdige Lebensverhältnisse in völlig überfüllten Unterkünften.
Drastisch steigende Wohnkosten.
Massive Mehrausgaben im sozialen Bereich in vielfacher Milliardenhöhe (Krankenversorgung, Transportkosten, Mehrarbeit in der Bürokratie, Versorgungskosten, Integrationskosten, Öffentlichkeitsarbeit etc.)
Import von Konflikten (ethnische Spannungen, religiöse Verfolgung und Vorstellungen, Clanfehden, Rechtsempfinden und Rechtssprechung etc.)
Integrationsproblematik verschärft sich drastisch, ebenso wie Ghettoisierung und Islamisierung.
Außer Kraft gestellte Gesetze (Landessicherung etc) und Aufgabe der Grundrechte (angedrohte oder vollzogene Enteignung, Verweigerung der Versammlungs- und Meinungsfreiheit, Neutralitätsgebote ignoriert usw. usf.)

Wer das Video aus Schlema gesehen hat, in welchem der Bürgermeister auf die Frage eines Rentners nach Maßnahmen gegen die wiederholte Belästigung seiner zur Schule gehenden Enkelin durch die auf dem Schulweg untergebrachten Flüchtlinge antwortet, man möge nicht provozieren (durch freizügige Kleidung) und einen anderen Weg gehen, der ahnt, welche weiteren Probleme sich entwickeln.

Ich finde Differenzierung prima. Wenn wir sie aber benutzen, dann bitte nicht nach gusto sondern immer. Bei "Flüchtlingen", bei "Vertriebenen", bei der AfD, bei Pegida und bei Migranten.
Die jetzt angelaufene Unterscheidung aber ist unter aller Kanone, entspricht nicht den vorliegenden Fakten und dem Verhalten gegenüber den Neuankömmlingen.
Flüchtlinge zweier Klassen also?







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