Dienstag, 5. Januar 2016

Die Party vom Kölner Hauptbahnhof - doch kein Einzelfall

Die "sexuellen Übergriffe", wie Belästigung, Demütigung und (beinahe?) Vergewaltigung nun zusammengefasst werden, welche am Kölner Hauptbahnhof zu erleben waren und der Polizei immerhin fünf vorläufige Festnahmen zwei Tage später wegen ähnlicher Delikte einbrachten, waren nicht nur von Tätern begangen, welche unseren Schutzmännern und -frauen bestens bekannt sind, sondern hatten ihre Ableger auch in Hamburg und Stuttgart. Dort trudeln aber jetzt erst, nach der Kölner Berichterstattung nach und nach die Anzeigen bzw. Meldungen ein, wenn auch erste Ermittlungen ähnlich "zeitnah" begonnen wurden, wie in Köln.

1. Wo bitte leben wir mittlerweile? Kairo? Ist das schon der Tahrir Platz oder noch die Azhar-Uni.
Schon wieder vergessen sind die Meldungen kurz nach Ausbruch des "Arabischen Frühlings", als in Ägypten weibliche Reporter abgezogen werden mussten, weil man sie vergewaltigt hatte.
Lara Logan wurde nach dem was ihr auf dem Tahrir-Platz passierte von ihrem Sender regelrecht allein gelassen. Und obwohl die Zahl der Vergewaltigungen auf offenem Platz oder am Rande der "Kundgebungen" als "erschreckend" bezeichnet wurde, blieb es bei einige Reportagen und einer Reihe von Relativierungen. Es handele sich um Kriminelle und nicht um etwas "typisches".
Das Video aus der Uni zeigt ebenso, wie das Experiment im anderen Video - das stimmt nicht.
Und wenn solche Dinge in Kalkutta, Delhi, Kairo oder Alexandria passieren, dann sind wir kurz gerecht empört. Was hat dazu geführt, dass es nun bei uns passiert?



2. Aus der Erfahrung mit der Salamitaktik (also schön scheibchenweise mit Informationen heraus zu kommen, um die Sache nicht so riesig erscheinen zu lassen) steigt in mir der Verdacht auf, dass auch dies noch immer nicht die ganze Wahrheit ist. Die Tätergruppe war in allen Städten die gleiche - und die gleiche Gruppe gibt es auch in anderen "feierwütigen" und "sexy" Städten unserer Republik, in denen sich junge Frauen doch tatsächlich noch erlauben, ihre Feierwut ohne väterliche oder brüderliche Aufsicht auszuleben (für den ungeneigten Leser: das war Sarkasmus).
Aber bislang ist es lediglich ein Verdacht, und ob man es mir glaubt oder nicht, mir wäre es lieber wenn nicht noch mehr Frauen und Mädchen dieses Erlebnis und Schlimmeres durchmachen mussten.
Aber allzu oft habe ich in den letzten zwei oder drei Jahren von "Gruppenvergewaltigungen" gelesen.
Wie viele Opfer müssen es werden, bis endlich mal mit offenen Karten das Problem angegangen wird, etwas getan wird?
Und mit etwas meine ich weder Sippenhaft und Internierungslager noch Beschönigen, Kleinreden und Ablenken.

2 Kommentare:

  1. Einige Gedanken dazu.
    Wenn ich mir es recht überlege, dann sehen wir die - gewissermassen vollendeten - Auswirkungen des von deutscher "konservativer" Seite beschriebenen "Familien"-Ideals zur Zeit in Köln und anderen Orten, eine Art schonungsloser Regression in unsere eigene soziokulturelle Vergangenheit.
    Noch vor 20 Jahren haben sich beispielsweise die heutigen deutschen Beschreier einer angeblichen "Gender-Ideologie" genauso schreiend und tiefideologsch dagegen gewehrt, daß in Deutschland die Vergewaltigung in der ehelichen Beziehung unter Strafe gestellt wird. Frauen waren also unter bestimmten Gegenheiten sexueller Willkür hilflos ausgeliefert. (Noch länger davor wurden etwa Homosexuelle psychiatrisiert, mit Elektroschocks gefoltert oder schlimmeres etc). Für diese gesellschaftliche Gruppe stellt die "Familien"-Ideologie mancher Einwanderer in ihrer schlimmsten Form eigentlich das Idealbild dar, ein Spiegelbild ihrer - mehr oder weniger unterschwelligen - eigenen Wünsche.
    Die psychologischen Hintergründe sind längst durchlitten, beschrieben und belegt, der unendlich mühsame und noch andauernde Weg aus dem Dünkel von Sexismus und struktureller Gewalt wird aber aus manchen religiös/konservativen Kreisen heraus beschämenderweise immer noch hämisch gemacht. Und zwar in Schlüsselbegriffen und Schlagworten wie "Gender-Ideologie", "Political correctness", "Frühsexualisierung", "Gutmensch" etc.
    Vom grausamen Problem sexueller Not in all seinen Formen (siehe Köln!), das seit Jahrtausenden die Menschen geißelt und sich immer wieder seinen Weg über die religiöse Schiene bahnt, wird peinlicherweise abgelenkt, indem man etwa künstlich zum Problem stilisiert, daß Kinder und Jugendliche zumindest in der Schule selbstverständlich erfahren sollen, daß es verschiedene gleichwertige Formen partnerschaftlicher Liebe gibt.

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    1. Darauf muss man erstmal kommen. An einem Hauptbahhof lauern dutzende, vielleicht hunderte von Männern darauf, wie in ihren Heimatländern jede unverschleierte (und vielleicht auch verschleierte) Frau zu begrapschen, und Sie ziehen den Bogen zu einer Gesetzesreform von 1997 - oder besser deren Gegner und stellen eine Personalunion dieser Gegner mit heutigen Familienbefürwortern her. Gratuliere, da ist die eigene Agenda so wichtig, dass man schamlos über hundert Opfer von Belästigung, Demütigung und Vergewaltigung dafür opfert.

      Und nebenbei: wenn jedes Fach, auch spezifische wie Sprachen und Naturwissenschaften genutzt werden, um über etwas zu informieren - und das ist der Bildungsplan auf den Sie anspielen, dann ist das mehr als "erfahren, dass es verschiedene Formen partnerschaftliche Liebe gibt" - und wenn es Ihnen selbstverständlich ist, dass Kindern in der Schule beigebracht wird, was sie wie zu werten haben, dann sind Sie nicht aus dem Jahre 1997 sondern 1936.

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