Freitag, 8. Januar 2016

Hilfesuchende auf der Türschwelle - eine Dom- und Kirchenkritik

In den letzten Monaten wurden wir von unseren Bischöfen überflutet mit Aufrufen, Mitgefühl und Barmherzigkeit zu zeigen. Die Flüchtlinge mit offenen Armen zu empfangen, ihnen Obdach, Nahrung und Sicherheit zu geben. Und nicht zu sauer zu reagieren, wenn einige von ihnen statt dessen Wlan und Playstations verlangten.

Das habe ich mir angehört, und mir mehr Differenzierung gewünscht - aber verstehe es bis dato als meine Christenpflicht, erstmal zu helfen und dann zu fragen.
Jetzt wäre es für die Bischöfe und Priester aber an der Zeit, das zu zeigen, was sie verlangen. Direkt vor der Haustür eines unserer berühmtesten Gotteshäuser fanden die Ungeheuerlichkeiten der Silvesternacht statt, die, wie neue Berichte darlegen, auch noch Tage danach wenn auch in gesunkener Quantität wiederholt wurden.
Ich vermisse da ein Bild. Das sich öffnende Portal und "herausströmende" Seelsorger. Priester wie Bischöfe, freiwillige Helfer um Opfer zu trösten und Ordnung herzustellen. Der Dom als Asyl für die aufgelösten Frauen und die ihre Partner, Freundinnen und Gruppen Suchenden.
Immerhin ist es der Kölner Dom. Das Haus, welches sich durch verlöschen des Lichtes gegen eine Pegida-Demo auf dem Platz vor dem Dom stellte. Also Menschen dem Dunkel überließ, dort wo sonst gegen Israel und die Juden demonstriert wird. Wo antisemitische Plakate in einer Dauerausstellung eines "Aktivisten" zu sehen sind und vom Antiamerikanismus bis zu arabischen Kriegsgesängen alles geboten wird, was wir dieser Tage so an Wahnsinn aufzubieten haben. Dort wo am Karfreitag Jahr für Jahr Vertreter der Grünen, Linken oder Piraten ihre "Tanzevents" abhalten, um gegen das staatliche Feierverbot zu demonstrieren.
Genau dort und direkt neben dem Dom, auf dem Bahnhofsvorplatz spielten sich die Szenen ab. Genau dort, so berichten die Polizisten, die Zeugen und die Opfer, haben sich unzählige Frauen in Tränen aufgelöst erst Übergriffen ausgesetzt gesehen und dann auf der Suche nach Hilfe alleine gelassen.
Nun ist mir klar, dass der Bischof zu Silvester nicht zwangsläufig im Dom sein muss, und auch die Priester nicht nur darauf warten, dass "draußen vor der Tür" was passiert. Aber man musste wohl völlig abgeschottet sein, um nicht mitzubekommen, was passiert. Auch das ist möglich und wäre nur ein Kritikpunkt mehr.
Aber in Augen ist es eine Pflicht den Menschen nicht nur als Asylanten zu helfen, sondern auch als Verbrechensopfer. Leuchtende Vorbilder sind für mich jene Priester und Gläubigen, die in den vergangenen Konflikten und Kriegen "raus gingen" um zu helfen, und sei es unter lebensbedrohenden Umständen die Salbung zu geben und die Beichte abzunehmen. Umso mehr wäre hier doch ein offenes Ohr, ein warmer Tee, ein Ort der Ruhe als Zuflucht etwas Verpflichtendes gewesen. Vielleicht sogar einen Fahrdienst organisieren oder Taxis zu organisieren. Viele Opfer mussten sehen, wie sie wieder nach Hause kamen, vor allem wenn die Züge ausfielen, was wohl verbreitetes Problem war.
Statt dessen äußern sich bislang zwei Bischöfe mit vielen Tagen Verspätung zu dem Anlaß. Und was sie zu sagen haben, liest sich selbst in meinen katholischen, oft genug kirchenverteidigenden Augen als Hohn.
Meine Kritik an die Stadt und die Polizeiführung sowie die Medien kann ich da nur an die Adresse der deutschen Kirche wiederholen. Zu spät, zu wenig, zu viel falsche Aussagen und Ansagen und zu wenig Aktion als es darauf ankam. Und jetzt noch, nachdem die Informationen alle Behauptungen der Frau Reker und des Herrn Albers widerlegen noch eine Rede über "vorschnelle Urteile und Pauschalisierungen" zu halten, statt sich ausschließlich und ernsthaft mit den Opfern auseinander zu setzen...
Es ist fast zwei Jahre her, da gab es den "Skandal" um die "Ablehnung eines Vergewaltigungsopfers" in Köln. Hier war die Chance zu zeigen, dass der Kirche, dass uns Katholiken das Schicksal von Opfern sexuellen Missbrauches nicht egal ist, dass wir bereit sind zu tun, was in unserer Macht steht.

Vertan.

Die Chance wenigstens das Richtige, das Nötige zu sagen, wenn nicht an die Adresse der Täter dann an die Opfer.

Vertan.





2 Kommentare:

  1. Nun, man kennt die sehr übersichtlichen Beichtzeiten im Kölner Dom. Da erwartet man nicht viel mehr......

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    1. Vielen Dank für den Kommentar.
      Ich war noch immer im Glauben, dass der Einfluß von Kardinal Meißner vielleicht doch mehr Substanz hinterlassen hätte. Vielleicht war ich da in irgendeiner Beziehung oder gar in allen zu naiv.
      Es wird durch diese Einsicht aber eher noch depremierender.

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