Es sollte nicht so schwer sein, und scheint unmöglich. Jemand ist anderer Meinung. Seine Meinung stößt uns sogar ab. Wir finden widerwärtig und unmenschlich, was diese Person da von sich gibt.
Und nun?
Es gibt vier Möglichkeiten zu reagieren. Aber davor steht eine Frage: wie ist es um uns beschieden?
1. In einer Gesellschaft, in der Meinungsverschiedenheiten verbal ausgetragen werden sollten unternimmt man genau den Versuch. Erwchsene Menschen mit Verstand und Vertrauen in ihre Position sind in der Lage und Willens, diese mit Argumenten zu verteidigen bzw. konträre Meinungen auf diese Weise in Frage zu stellen.
Also diskutiert man. Stundenlang. Mitunter tage-,wochen- oder sogar monatelang.
Damit ist keineswegs sichergestellt, dass am Ende die eigene oder überhaupt eine Position den jeweiligen GesprächsPARTNER überzeugt hat - aber man hat sich als Menschen zusammen gerauft, sich ausgetauscht und gegenseitigen Respekt geübt.
Wie sich dies auswirkt is individuell verschieden.
2. Man dreht sich um und geht. Damit hat man seine Nerven geschont, Zeit gespart und es "dem Anderen" so richtig gezeigt. "Es" meint dann "die kalte Schulter". Das war es aber auch. Die Positionen verhärten sich. Bei einer weiteren Begegnung wird man an diese Aktion denken und beide Seiten begegnen sich bereits verhärtet. Hier kann eine Eskalation der unzivilisierten Art in Gang gesetzt worden sein.
3. Man schlägt zu. Was dies bedeutet, dürfte jedem klar sein. Der Tod aller friedlichen Lösungen und höchstwahrscheinlich auch das Ende des Miteinander. Egal wie es ausgeht - am Ende wird kein Konsenz sondern Feindschaft stehen.
4. Man schweigt. In einer Gesprächsrunde kann dies als Vermeidungsstragie funktionieren, wenn die anderen die fehlenden Beiträge übersehen oder ignorieren. Bei einem Dialog hingegen fällt es auf. Im Grunde ist es eine abgeminderte Form von 2.
Es gibt noch eine Möglichkeit, die ich momentan die "becksche Variante" nennen möchte, nach ihrem fleißigsten Praktizierenden, Volker Beck. Diese Möglichkeit ist kein wirklicher Versuch, wird aber mittlerweile von vielen als Konfliktlösung angesehen: man klagt. Einfach im Gesetzbuch suchen, was in etwa passen könnte - von "Volksverhetzung" (vielen Dank an Marco, dass er mir verdeutlicht hat, was da für ein Monster in unserem Gesetzbuch wächst) über "Beleidigung" bis hin zu "Strafvereitlung im Amt" kann man das ein oder andere gebrauchen.
Wenn nun also, wie unsere Spitzenpolitiker und Altparteien nicht müde werden zu betonen, die "Situation in Köln", welche sich nicht nur in dutzenden von Meldungen seitdem fortsetzt, sondern eigentlich bereits eine "Situation in 12 Bundesländern" ist, populistisch und verallgemeinernd ausgeschlachtet würde um Rassismus und Fremdenfeindlichkeit zu fördern, dann wäre es eigentlich ein leichtes, solche Behauptungen aufzugreifen und zu widerlegen.
Das passiert nicht. Bestenfalls werden Einzelpersonen aus der Gruppe auf ihre Vergangenheit geprüft, und dann muss es nicht mehr die NSDAP Mitgliedschaft sein, sondern schon eine Gruppe die von irgendeiner NGO oder von bekannten "Engagierten" und "Experten" als rechts-/populistisch/radikal/extremistisch eingestuft wird, um diese Person dann als Beleg für die Radikalität und den Extremismus der ganzen Partei oder Gruppe zu benutzen.
Das ist keine Argumentation. Wer reale Verbrechen ignoriert, kleinredet oder relativiert, um "potentielle Verbrechen" oder gar nur "potentielle Geisteshaltungen" zu verhindern, der macht nichts anderes als sich selbst zum Handlanger der Verbrecher und selbst zum Täter gegenüber den Opfern.
So, wie wir weiter den Kampf gegen Rechtsextremismus brauchen (was erstaunlicherweise mittlerweile unwidersprochen auf den "Kampf gegen Rechts" ausgeweitet wurde), weil es von dort wirklich Verbrechen gibt, so muss andersherum ein unrelativierter Kampf gegen Gruppen bzw. deren Einstellung und Ideologien geführt werden, die ihrerseits verantwortlich sind.
Anders gesagt: Sobald jemand ein Asylheim anzündet werden alle Rechtspopulisten dafür verantwortlich gemacht - auch wenn die Täter nicht aus ihren Reihen und Wählerschaften kommen oder nicht mal bekannt sind.
Gehen aus der ganzen Republik Schreckensmeldungen über arabische Migranten und Asylsuchende ein, so ist der erste und wichtigste Gedanke, nicht zu pauschalisieren.
Bei der AfD reichen Ministerpräsidentinnen und Wählern die Mitgliedschaft in einer anderen, vom Verfassunggschutz eines Landes beobachteten Person, um die sie als "Rassisten und Extremisten" zu geißeln, bei der Linkspartei erachten die selben Personen die Beobachtung durch den Bundesverfassungsschutz und den diverser Länder nicht als Hindernis für eine Prüfung der Koalitionsfähigkeit - und bescheiden diese nur aufgrund politischer Differenzen auf Bundeseben negativ.
Das, Dreyer, Kraft, Schmid et socii, sind keine Argumente. Das ist Heuchelei und Hybris.
Für mich ist mit dem Thema vorläufig Schluss. Sollte sich die SPD, die 34% und unsere stillschweigend hinnehmenden "Demokraten" nicht eines Besseren besinnen und hier zu wirklich demokratischer Denk- und Handlungsweise zurückfinden, dann ist der deutsche Weg klar und alle die Spinner, Verschwörungstheoretiker und Paranoiageplagten bekommen am Ende mit ihrer Rede über die "Diktatur" und das "Regime" doch recht.
Demokratie ist mehr, als Wahlen abzuhalten.
Danke für die Erwähnung. Ich hatte den Eintrag ja kürzlich noch ergänzen müssen. Das Monster ist noch eine Ecke schlimmer, als ich noch bei der Abfassung dachte. Zudem scheinen die Intervalle der Revision immer kürzer auszufallen...
AntwortenLöschenDer Historiker hat so eine Ahnung, was das bedeuten könnte. Noch karikieren wir solche Aussagen, aber so ganz wohl ist mir bei der Sache auch nicht mehr. Wobei die "Schere im Kopf" bei mir noch nicht zu wirken begonnen hat, im Gegensatz zu anderen. Derlei psychologische Spielchen sind auch nicht zu unterschätzen.