Im Grunde bleibt die Kritik bestehen - man hätte es besser machen können und jegliche Eskalation versuchen müssen zu verhindern. Gerade die Böllerei, die Flaschen, das aggressive Auftreten waren völlig daneben.
Mittlerweile sind aber viele Hinweise aufgetaucht, dass die ursprüngliche polizeiliche Meldung und die Medienberichterstattung wieder nicht alle Informationen enthalten. So wurde das wiederholt, was sich bereits bei der ersten HogeSa-Demo vor knapp anderthalb Jahren ereignete. Man kesselte die Demoteilnehmer ein, deeskalierte nicht wie am 1. Mai oder ähnlichen Veranstaltungen sondern eskalierte sich gegenseitig.
Auch die Pegida-Köln Demo ist so geendet. Dies und weitere unangebrachte Verhaltensweisen, Planungsmängel und unmögliche Vorgänge sind auf Videos gebannt und beginnen nun zu kuriseren.
Alle in den Videos und Kanälen getroffenen Ansichten, Aussagen und Inhalte sind in keiner Weise mit dem Schreiber und Betreiber dieses Blogges in Verbindung zu bringen. Die Links dienen nicht ihrer Verbreitung sondern lediglich der Wiedergabe der Vorgänge der Demonstration und ihrer Auflösung.
Zuerst ein Link der Pegida-Köln Demo aus der Vogelperspektive. Das Video wurde von einem Anwohner gemacht, der sich offensichtlich von der Demo distanziert.
Das Video dokumentiert aber sehr gut die Vorgänge.
Dann ab ca. 15:25 erneute Böller, diesmal nahe dem mittlerweile auf dem Protestweg aufgefahrenen Wasserwerfer. Einige Videos auf youtube sowie mehrere Statements behaupten, dass diese von einem Mann geworfen wurden, der sich kurz danach mit einem Presseausweis Durchlaß aus dem Kessel verschaffte - allerdings sehe ich das auf dem als Beweis angeführten Video nicht.
Ab min 17:30 fordert die Polizei die "friedlichen Teilnehmer" auf, sich von den "Gewalttätern im vorderen Bereich" abzusondern und wieder zurück zum Bahnhof zu gehen. Ich bin kein regelmäßiger Teilnehmer von Demos, aber solch eine gezielte Spaltung erscheint mir merkwürdig. Vielleicht steht der Gedanke dahinter, den friedlichen Demonstranten eine würdige Demo zu ermöglichen und die Problemleute abzufischen - allein der Kessel am Versammlungsort in dem die gesamte Demo endete scheint mir dagegen zu sprechen.
18:46 erfolgen zwei weitere Böllerexplosionen, diese sind nach meiner Zählung Nr. 5 und 6.
19:00 die siebte Explosion, diesmal hinter dem Wasserwerfer
19:29 die achte oder neunte (kurz zuvor ploppt etwas), diesmal direkt hinter der Polizeilinie, die zu diesem Zeitpunkt tief in die vordere Gruppe der Demonstranten vorgestoßen ist. Offensichtlich kommt es zur körperlichen Konfrontation.
19:39 eine weitere Böllerexplosion.
Ab diesem Zeitpunkt beginnt die gesamte Masse sich wieder in Richtung Bahnhof zu bewegen, es folgen trotzdem weitere Böller auf Höhe des Wasserwerfers.
Tränengas wird eingesetzt, obwohl die Leute sich offensichtlich kontinuierlich zurückziehen.
Ab 20:35 sieht man Gegenstände, die auf aus der Menge auf die Polizisten geworfen werden, über die Köpfe der anderen Demonstranten hinweg.
Ab 20:50 wird die Auflösung der Demo verkündet, während weitere Böller explodieren und erste Grüppchen wieder stehen bleiben, Transparente hochhalten oder die Beamten konfrontrieren.
21:44 sieht man, wie einem Mann, der zuvor diskutierend und scheinbar Stinkefingerzeigend vor dem Wasserwerfer rückwärts läuft erst zwei Strahlen Pfefferspray gezielt ins Gesicht gesprüht werden, und als er sich dann krümmt, offensichtlich geblendet (und vermutlich mit Schmerzen und Atemnot) wird er in die Menge gestoßen.
Fazit bis hierher: da haben sich beide Seiten nicht mit Ruhm bekleckert. Die Polizei demonstriert hier offensichtlich Null Toleranz und Stärke, was diejenigen, die um das polizeiliche Versagen an Silvester noch immer aufgebracht sind mit denen in Einklang bringt, die schlicht Streit suchen.
Böllerwürde und Gegenstände sind absolut untragbar - und das Zeigen der Reichsflagge und eines Eisernen Kreuzes ist derart unpassend...
Ob dies die ungewohnte und konsequente Härte der Polizei dann aber aufwiegt, dass muss jeder für sich entscheiden.
Zum Vergleich: einen Monat zuvor in Leipzig, AntiFa und Polizei. Ab min 1 zieht sich die Polizei zurück.
Anderer, thematisch und inhaltlich perfekter Vergleich.
Pegida Demo in Frankfurt, Anfang des Jahres 2015. Die Gegendemonstranten decken Teilnehmer und Polizei mit Böllern und Gegenständen (Eiern und Flaschen) ein - die Reporterin findet die Worte einer Rednerin offensichtlich viel Schlimmer, aber die Polizei denkt nicht daran wie in Köln ein Jahr später Stärke zu zeigen und die unangekündigte, gewaltbereite Gegendemo aufzulösen - obwohl diese genau das unternimmt, was in Köln passiert ist oder besser sein soll.
Ich spare mir die Verlinkung von Demos am 1. Mai, an der Roten Flora, an der Frankfurter Börse usw. Was dort alles geworfen wird übertrifft in Quantität und Qualität weit, was sich auf den Videos von Pegida-Köln sehen lässt. Insofern wird hier mit extrem unterschiedlichen Maßstäben herangegangen.
Zum Abschluss der Demo:
Hier wurde, wie ich oben schon schrieb, letztlich genau der gleiche Fehler von 2014 wiederholt. Die Menschen wurden eingekesselt, konnten nirgendwohin, wurden aber weiterhin unter Druck gesetzt. Eigentlich ist dieses polizeiliche Verhalten seit den 80ern verboten, als vor allem Atomkraftgegner, Grüne und AntiFa wiederholt von Polizisten eingekesselt worden waren und es zu schweren Körperverletzungen kam.
Video von der HogeSa 2014:
Das scheint aber die Polizei auf ihrem Weg des "Nachholens" nicht daran zu hindern, dies zu wiederholen.
Szene von der Pegida Demo in Köln 2016. Nach Aufforderung die Demo aufzulösen und Rückmarsch zum Bahnhof.
Was bleibt ist also exakt das, was ich überwunden sah. Mangelhafte, vorurteilsbasierte Berichterstattung, die eben nicht differenziert, nicht recherchiert, sondern einseitige Darstellung als Fakten bringt.
Die Auflösung der Demo war richtig. Die Organisatoren haben hier eine Menge zu leisten, bis sie an das herankommen, was in Dresden friedlich Woche für Woche demonstriert wird.
Aber auch die Polizei hat hier in die vollen gehauen und verdient eine Abmahnung. Gängeleien und Kessel sind absolut tabu. Maßnahmen sind gerade bei solch einer heiklen Entwicklung nahe einem sozialen Siedepunkt immer auch in Relation umzusetzen. Wenn auf der einen Seite zugesehen wird kann auf der anderen Seite nicht beim kleinsten Verstoß ohne Gespräch eskaliert werden.
So wird das nichts mehr, mit dem Erhalt des sozialen Friedens.
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