Am 7.1. stürmte ein Mann unter dem wohlbekannten Ruf "Allah ist größer" (allahu akhbar) auf französische Polizisten los und versuchte sie mit einer Hieb- bzw. Stichwaffe zu ermorden. Der Versuch endete für ihn tödlich.
Mal abgesehen davon, dass fast zeitgleich in den USA ein IS-Anhänger das Feuer aus einer Handfeuerwaffe auf einen in die Fallen gelockten Polizisten eröffnete, der wiederum schwer verletzt das Feuer erwiederte und darum überlebte, stellt sich doch langsam die Frage, was Frankreich und Paris im speziellen haben oder eben nicht haben, dass sich die Anschläge dort so massiv häufen.
Seit 2012 kommt das Land nicht mehr zur Ruhe, seit dem Angriff auf Charlie Hebdo (dessen Jahrestag ganz zufällig auf den Eingangs erwähnten Angriff fiel) und einen jüdischen Supermarkt in Paris mehren sich die Attacken in Frankreich und auf die Hauptstadt. (Nicht nur, auch der Rest Europas war einem Terrorjahr ausgeliefert.)
Den Anfang machte Mohammed Merah 2012 mit seinen Angriffen auf Juden (oder besser: auf kleine jüdische Kinder und einen Rabbiner) sowie französische Soldaten mit arabischem Migrationshintergrund.
Im Mai des Folgejahres stach ein weiterer muslimischer Attentäter einen Soldaten an einer U-Bahnstation in Paris nieder.
Wieder ein Jahr später, Dezember in Joue-les-Tours. Der Ablauf ist der gleiche wie vor wenigen Tagen: ein Mann stürmt unter bekanntem Schlachtruf eine Polizeiwache, sticht auf drei Beamte ein und wird erschossen.
Zwei Attacken mit Autos werden als Taten von Geisteskranken ausgegeben - ich hege Zweifel an dieser Darstellung.
Dann seit Anfang 2015 ein Anschlag nach dem nächsten. Charlie Hebdo und der Supermarkt, im April die Ermordung von Aurélie Châtelain im Rahmen eines misslungenen Anschlages, St. Quentin Fallevier im Juni, Thalys-Anschlag im August und schließlich im November wieder Paris. Nur kurz zuvor war ein Attentäter festgenommen worden, der plante eine Marine-Wache anzugreifen und dafür ein großes Arsenal angesammelt hatte.
Und kaum beginnt das neue Jahr, kaum ist der erste Jahrestag da, kaum hat Charlie Hebdo erstmal einen christlichen Gott als Verantwortlichen für die Mordtaten aufs Cover gesetzt, da geht es wieder weiter.
Was hat Frankreich, was Paris, oder hat es nicht, was andere europäische Nationen und Städte haben? Ist es die hohe Zahl an potentiellen Tätern?
Wohl kaum. Die letzten Täter sind u.a. als Flüchtlinge getarnt, den deutschen Aufruf zur Immigration ausnutzend aus Syrien eingereist, wenn es auch in Frankreich lebende oder sogar dort geborene unter ihnen gab.
Ist die Sicherheit, Polizei und Geheimdienste, unfähig? Unwahrscheinlich. Ein nicht unerheblicher Teil der Täter war den Behörden als potentielle Gefährder bekannt, einige standen unter Beobachtung. Mehrere Anschläge, die ich nicht aufgeführt habe oder die mir einfach nicht bekannt sind wurden verhindert. Das wäre wohl nicht möglich, wenn Unfähigkeit vorherrschen würde.
Ist es eine übermäßige Toleranz? Möglich, wenn auch nicht wahrscheinlich. Das Burka-Verbot erregte die deutschen Anderen-Sei-Alles-Erlaubt-Toleranten ziemlich, und unter den letzten Tätergruppen kommt so mancher aus den Nachbarländern Belgien und Deutschland.
Könnte es am Engagement im Ausland liegen? Anders als Deutschland ist Frankreich in mehrere Konflikte mit großen Schritten hineingeeilt. Mali, Libyen und Syrien fallen mir sofort ein. Aber auch Deutschland ist in mehr als nur dem Afghanistankrieg involviert. Somalia ist uns ebensowenig fremd wie Mali, wo wir mit 144 Soldaten vertreten sind. Nachdem wir uns auch in der Türkei lange Zeit positioniert haben, sind wir nun auch beim Kampf in Syrien dabei.
Allerdings sind wir nicht mit derart großen Kräften dabei, wir halten uns vor Ort wie in den Medien eher bedeckt und unsere Presse reitet freundlicherweise auch nicht darauf rum - so dass der Friedensaktivist nicht zu sehr in seiner Weltansicht gestört wird.
Was also ist der Unterschied, der Frankreich solch eine Menge an Anschlägen und Opfern beschert?
Ich habe keine Antwort darauf.
Aber wenn aus unserem Land Schimpf und Schande über die Franzosen ausgebreitet wird, weil sie statt der etablierten Parteien nunmehr LePen und ihre FN wählen, dann wünschte ich mir von denjenigen darauf eine Antwort. Denn ich vermute, diese Frage hängt mit dem geänderten Wahlverhalten zusammen.
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