Donnerstag, 7. Januar 2016

Liebe Bloggerkollegen

Wir stehen an einem entscheidenden Punkt. Darum hoffe ich, mit dem folgenden Text ein wenig zum Nachdenken anzuregen.

Viele von euch fordern momentan auf, nicht zu pauschalisieren, "nicht einfach drauf" zu gehen. Damit sprecht ihr darüber, dass die Dummschwätzer, meist in Foren, Kommentarbereichen oder bei bestimmten Veranstaltungen und Parteien darüber schwadronieren, alle auszuweisen oder schlimmeres zu unternehmen. Vielleicht spielt ihr auch auf die Verbrecher an, die Heime anzünden, manchmal das leerstehende Gebäude aber manchmal auch ein bewohntes.
Letztere haben aber keinen Grund nötig. Es ist die gleiche Denkweise, wie seinerzeit in Rostock und Solingen. Das sind Menschen, die hassen und die zur Gewalt greifen. Das taten sie damals ohne realen Grund, und das tun sie auch heute. Lasst uns dieses Problem also als eigenständiges begreifen und angehen. Denn pauschalisierenden Vorwürfen gegen AfD, Pegida und konservativen und / oder katholischen Aktivisten, sie seien die geistigen Brandstifter dazu zum Trotz.

Macht euch bitte klar, was die Diskussion über Pauschalisierung und Differenzierung im Moment bedeutet.
Wir haben ein Problem, ein neues, ein importiertes. Wir haben Opfer zu umsorgen. Weit über hundert Opfer, in aller Öffentlichkeit, in einer Nacht - und das ist nicht vergleichbar mit allem, was wir hier in Deutschland seit dem Weltkrieg erlebt haben, schon gar nicht mit einem Alkoholzelebtrationstreffen wie dem Oktoberfest.
Zu den ersten Reaktionen der Stadt Köln gehörten Verleugnung ("friedliche Silvesternacht"), Desinformation ("keine Informationen über die Täter") und schließlich als erste direkte Reaktion Worte wie "Missverständnisse vermeiden" und "unangemessen Flüchtlinge zu verdächtigen" - letzteres über die Haarspalterei ob Asylbewerber aus dem letzten Jahr wohl auch Flüchtlinge genannt werden dürften.
Wärt ihr ein Verbrechensopfer und würdet solche Worte auf euer Hilfegesuch hören - wie würdet ihr euch fühlen?

Wir sind noch immer in der Reaktionsphase - und in ihr sich Sorgen um die Gruppe aus der die Täter kamen und in der sie bislang unerkannt, nicht gemeldet und nicht identifiziert verschwanden, statt alles zu tun um den Opfern zu helfen, sie zu trösten und durch direkte Maßnahmen wieder ein Gefühl von Sicherheit zu ermöglichen ist arm und empörend. Ich bin wirklich kein Feminist im aktuellen Wortsinn, aber im alten. Und wenn jemand solch ein Verbrechen begeht, dann ist meine erste Reaktion mich an die Gruppe zu wenden, in der ich den Täter weiß und solange nachzufragen und einen Weg zu bahnen, bis ich den Täter habe. Und da ist es mir egal, ob dieser ein katholischer Priester, ein amerikanischer Tourist, ein jüdischer Geschäftsmann, irgendein alter, weißer Mann oder ein türkischer DITIP-Beamter ist. Und wenn es aus einer Gruppe viele oder sogar sehr viele sind, und die Gruppe springt nicht sofort zur Hilfe, hilft auch nicht die Täter zu finden, dann gehe ich auch mit der Gruppe ins Gericht. Neben der direkten Tat ist hier auch die unterlassene Hilfeleistung, die Beihilfe und die Verschleierung ein Verbrechen - und damit wächst die Zahl der Täter in der Nacht nochmal beträchtlich - und noch immer kann man darüber nicht jeden "Norafrikaner und Araber" pauschal zur Verantwortung ziehen. Das wir aber anders an diese Gruppen, an das bei diesen vorhandene Denken herangehen müssen, dass wir nun offen und schonungslos das Problem anerkennen und bearbeiten, dass sind wir den Opfern und den zukünftigen potentiellen Opfern schuldig.


Das Verbrechen wird nicht pauschalisiert. Es wird außer bei Radikalen nirgendwo behauptet, ALLE wären so und wären aktiv beteiligt. Aber es wird festgestellt, dass es überhaupt passiert und das diese Denkweise verbreitet ist.  Schaut euch die Frauensituation in Nordafrika an, seht euch die Videos vom Tahrir-Platz an, bei dem Gasflaschen als Flammenwerfer genutzt werden müssen, um den Mob von einer Frau mitten auf dem Platz zu bekommen. Seht euch an wie vergewaltigte Frauen in Afghanistan, Pakistan, Bangladesh gesteinigt oder mit ihren Vergewaltigern verheiratet werden - weil man ihnen die Schuld gibt. Erinnert euch an die Europäerinnen, die in Quatar oder Saudi-Arabien oder Kuwait vergewaltigt wurden und als sie Anzeige erstatteten verhaftet - aus dem gleichen Grund.
Lest die Schlagzeilen von vor zwei Wochen, als gemeldet wurde, dass noch immer 1/3 der Ehen in der Türkei mit minderjährigen Mädchen geschlossen werden und vergleicht das mit der Warnung, wie viele Türkinnen in Deutschland von Zwangsheirat bedroht sind.
Geht in Freibäder in Berlin, im Pott oder in Köln und seht euch das Verhalten der "jungen Männergruppen" an, fragt die Bademeister und lest, wie oft die Polizei anrückt und die Bäder schliesst. Googlet nach der "Refugee welcome" Boot Party aus Bonn.
Es ist völlig Latte, ob dieses Verhalten und diese Denkweise 4 oder 8 von 10 junge Männer mit "Migrations- oder Fluchthintergrund" betrifft. Es tritt häufiger und heftiger auf, als in unserer Gesellschaft üblich. Macht diese Verbrecher nicht sakrosankt, weil sie einer bestimmten Gruppe entspringen und macht ihre "gnadenlose Strafverfolgung" und "harte Bestrafung" nicht zu etwas bemerkenswertem - denn das sollte sie nicht sein. Es sollte selbstverständlich sein und kein Mittel, die Diskussion eines besonderen Umstandes zu beenden.
Relativiert nicht, indem ihr eine Silvesternacht am Bahnhof mit einem Bierfest vergleicht und die dort gut dokumentierten und strafverfolgten Belästigungen und Vergewaltigungen einzelner durch einzelne mit dem vergleicht, was in Köln passierte.
Genau das unternehmt ihr aber, wenn ihr lieber darüber diskutiert, was passieren könnte als über das, was passiert.



Ich kann nur für mich und meine Familie sprechen - aber jetzt will ich erstmal die besagte gnandelose Strafverfolgung und eine ebenso gnadenlose Aufarbeitung sehen. Ich will dieses Problem gelöst sehen. Ich will mir keine Sorgen um meine kleine, blonde Tochter machen und nicht um meine Erwachsene, wunderschöne und beste Ehefrau von allen.

Und wenn aus den Brandstiftern der Rechtsradikalen eine ebensolche verbreitete Alltagshaltung und -handlung wird, dann bin ich gerne bereit mich im Schulterschluss mit euch auch dagegen zu stellen. Aber jedes Problem zu seiner Zeit.
Wehret den Anfängen - dafür ist es schon zu spät.


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